Diese Überlegung steht hinter dem mük - Mühlviertler Kunst.Hand.Werk in Freistadt. Das rosarote Altstadthaus in der Samtgasse beherbergt mehr als 80 Verkaufsplätze für Kunsthandwerker:innen, Künstler:innen und Kulinarik-Produzent:innen. Geführt wird es von einem Verein und das schon seit fast zehn Jahren.
Am Anfang standen zwei Schwestern mit einem Faible für regionales Kunsthandwerk. Christa Oberfichtner und Maria Ruhsam gründeten 2012 den Verein Mühlviertel Kreativ und boten mit der gleichnamigen Webseite eine Plattform, auf der sich Mühlviertler Kunsthandwerker:innen präsentieren konnten. „Wir wollten die vielen kleinen Labels unter dem gemeinsamen Dach der schon etablierten Marke Mühlviertel leichter auffindbar und kontaktierbar machen“, erinnert sich Obfrau Christa Oberfichtner an die Anfänge.
Dieses virtuelle Dach wurde schließlich 2016 ein gemeinsames Haus, das der Verein in der Altstadt von Freistadt wachgeküsst hat. Viele Jahre war es leer gestanden. Umso größer ist heute die Freude darüber, dass mit dem mük so viel Lebendigkeit, Buntheit, Vielfalt und Begeisterung eingezogen ist. Verkauf, Ausstellungen, Workshops und Kulinarik-Events spannen den Bogen zu den ganz individuellen Ideen und Fertigkeiten der Menschen, die hinter den Werken stehen.
Organisation ist alles
Aber wie erreicht man, dass die inzwischen 100 Mitglieder (überwiegend Ein-Personen-Unternehmen) in einem gemeinsamen wirtschaftlichen Projekt tagaus, tagein gut zusammenarbeiten können? Klare Strukturen und hohes Engagement sind das Credo der Vereinsgründerinnen. Der Verein organisiert sich nach den Prinzipien der Soziokratie. Entscheidungen werden im Konsent vom Kernteam getroffen, das sich aus den beiden Vorständinnen und den Vertreterinnen von fünf Arbeitskreisen zusammensetzt. Die Qualitätssicherung liegt beim „Rat der Kreativen“, der neue Mitglieder erst nach einem persönlichen Hearing und Begutachtung der Erzeugnisse zur Aufnahme zulässt. Im mük-Haus wachen von Anfang an die „Chefinnen vom Dienst“ über den Verkauf und alle mit dem Tagesbetrieb verbundenen Aufgaben. Diese teilen sich vier angestellte Mitglieder, jeweils im Tandem mit ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen aus dem Verein. „So ist zum einen sichergestellt, dass sich die Mitglieder im mük begegnen und für das gemeinsame Projekt arbeiten, zum anderen bleibt der persönliche zeitliche Einsatz für die einzelnen Mitglieder überschaubar. Ein großer Vorteil zum Verkauf auf Märkten, wo Kunsthandwerker:innen tagelang persönlich für ihre Kund:innen da sein müssen,“ erklärt Obfrau-Stellvertreterin Maria Ruhsam.
Der Charme der Vielfalt
Für Kund:innen bringt das Gemeinschaftsprojekt mük viele Vorteile. Das 450 m2 große Hauses bietet auf drei Etagen eine enorme Vielfalt des Angebotes. „Gemeinsam sind wir groß“, lautet die Devise. Wer echte Handarbeit sucht – ob Keramik, Textiles, Schmuck, Holzkunst oder kreative Kulinarik – wird im mük auf jeden Fall fündig. Die ganzjährige Öffnung und die zentrale Lage machen es leicht, immer wieder zu kommen.
Nachhaltigkeit aus Überzeugung
Wer zum ersten Mal in die liebevoll kuratierte, bunte Kreativwelt eintaucht, merkt, dass das mük kein gewöhnliches Geschäft ist. So wie die uralten Mauern die Spuren der Zeit widerspiegeln, schmiegen sich alte Möbel, Spiegel und Tische harmonisch an die Nischen und krummen Wände des Hauses an. Der Start des mük wurde vom Wirtschaftsministerium und der LEADER-Region Mühlviertler Kernland gefördert und unterstützt. Die Einrichtung stammt aus Dachböden, Flohmärkten und Altstoffzentren, zurechtgezimmert und frisch gestrichen von den Mitgliedern selbst.
Mit Kaffee und Kuchen werden Kund:innen im Vereinscafé verwöhnt, das Geschirr stammt aus Spenden.
Tragetaschen aus alten Plakaten und Kalenderblättern dienen der Verpackung der Einkäufe. Transportkartons werden gesammelt und wiederverwendet. Für Geschenke gibt es Stoffsackerl und Körbe. Diese kreative Nachhaltigkeit ist ein wesentliches Selbstverständnis im Verein und bringt dem mük bei Kund:innen viele Sympathiepunkte. „Man muss sich nur trauen, es anders zu machen als heute üblich“, meint Obfrau Christa Oberfichtner: „Nicht wegwerfen, sondern möglichst wieder verwenden – das ist für uns ein Teil des Erfolges. Genauso, wie die herzliche Begegnung mit den Besucher:innen und die dauerhafte Qualität und Langlebigkeit der handwerklich erzeugten Produkte im mük“.